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miese-jobs.de Nachrichtenüberblick 15/2017

29. August 2017 | Markus Krüsemann

arbeit, Minijobs, Befristungen oder Niedriglöhne: Miese Jobs gibt es viel zu viele. Wir veröffentlichen in der Regel alle 14 Tage einen Überblick über Nachrichten und Berichte zu unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen. Das Topthema dieser Ausgabe: Leiharbeit.

Die nächste Ausgabe dieses Nachrichtenüberblicks erscheint am Dienstag, dem 12.09.2017.

 

1] TOPTHEMA: LEIHARBEIT

Was macht eigentlich die Leiharbeit? Sie wächst und gedeiht, 992.000 Beschäftigte waren es im Jahresdurchschnitt 2016. Ohne sie laufe nichts mehr, meint der SWR. Und es werden zukünftig noch mehr, denn die Verleihbranche hat die Flüchtlinge als neue Billigreserve längst für sich entdeckt. Von jenen MigrantInnen, die bereits eine Arbeit aufgenommen haben, arbeitet etwa jede/r Fünfte in der Überlassungsbranche, meist auf Helferniveau. Wenn sie da mal nicht hängenbleiben.

Von vielen Medien werden Vorwürfe der Ausbeutung, der Karrierefalle und der Lohndrückerei durch Leiharbeit in Frage gestellt - so ein Fragezeichen ist ja auch einfacher gesetzt als eine fundierte, substanzielle Stellungnahme. Andere sprechen lieber über vermeintlich klare gesetzliche Regeln, obwohl sie wissen müssten, dass diese allenfalls den gröbsten Missbrauch unterbinden werden. Aber die Stimmen, die eine strenge Beschneidung wenn nicht gar Abschaffung der Verleiherei fordern, mehren sich auch im bürgerlichen Lager. Selbst dort wächst die Erkenntnis, dass nicht der partielle Missbrauch, sondern das ganze Modell ein Skandal ist... Doch lesen Sie selbst.

Arbeiten für eine Zeitarbeitsfirma

Viele Leiharbeiter verrichten vor allem einfache Hilfsjobs. (...) Anspruchsvoll ist die Arbeit in der Regel nicht: „Etwa jeder zweite Zeitarbeitsjob ist eine einfache Hilfstätigkeit“, sagt Mirtschin. (...) Die Einsätze dauern oft nur zwei bis drei Monate.

Auch die Tarifverträge für Leiharbeiter hätten sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert, so der Arbeitsrechtler. Trotzdem bekommen die meisten Zeitarbeiter noch immer weniger Gehalt als die Stammbelegschaft.

Quelle: FR online vom 28.08.2017

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Drücken Zeitarbeitsfirmen Löhne?

Häufig wechselnde Arbeitsorte sind das Los vieler Zeitarbeiter. Sie werden dorthin geschickt, wo Personalnot herrscht oder Zusatzaufträge schnell abgearbeitet werden müssen. In Deutschland gibt es inzwischen fast eine Million Zeitarbeiter. Der Linkenpolitiker Klaus Ernst warf der Branche in dieser Woche organisierte Lohndrückerei vor.

Zeitarbeiter verdienten vergangenes Jahr im Mittel 1.816 Euro brutto. Das entspricht 58 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland. Oft erledigen Zeitarbeiter dieselbe Arbeit wie Stammbeschäftigte für weniger Lohn.

Quelle: MDR.de vom 22.08.2017

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Karrierechance oder Sackgasse?

Manchmal heißt es Leiharbeit, manchmal heißt es Zeitarbeit. Das Vorurteil ist aber immer das gleiche: Hilfsjobs ohne Aussicht auf Karriere - sonst gibt es dort nichts. In vielen Fällen trifft das tatsächlich zu.

Rund eine Million Menschen arbeiten mittlerweile für Zeit- oder Leiharbeitsfirmen. 70 Prozent davon sind Männer, und fast die Hälfte ist jünger als 35 Jahre. Anspruchsvoll ist die Arbeit in der Regel nicht: «Etwa jeder zweite Zeitarbeitsjob ist eine einfache Hilfstätigkeit», sagt Mirtschin.

Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung online vom 21.08.2017

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Warum Firmen so viele Leiharbeiter beschäftigen

In den vergangenen Jahren hat Leiharbeit in Deutschland deutlich zugenommen. Im Dezember 2016 gab es mit 993.000 fast eine Million Leiharbeitskräfte, 4,4 Prozent mehr als 2015. In Berlin stieg die Zahl von 33.905 auf 39.825.

Den Anstieg der Leiharbeit begründet Elke Jahn, Forscherin beim Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), mit dem „Beschäftigungsaufbau insgesamt“. (...) „Die Leiharbeiter werden, wenn es viele Aufträge gibt, gern als Puffer eingesetzt (...)“, erklärt sie.

Quelle: Tagesspiegel online vom 18.08.2017

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Umfang der Leiharbeit ist ein Skandal

Die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) kritisiert das Ausmaß an Leiharbeit in Mülheim (wir berichteten) vehement.

So erklärt Alexander Brandin, Vorsitzender der CDA in Mülheim: „Es ist schon ein Skandal, wenn der Unternehmerverband die 1200 Leiharbeiter in Mülheim ,als Chance zum Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt’ zu rechtfertigen versucht, obwohl von den 1200 Leiharbeitnehmern nur 134 ohne Berufsabschluss sind (...).“

Quelle: WAZ online vom 18.08.2017

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Ist Zeitarbeit wirklich nur Ausbeute?

In Deutschland haben fast eine Million Menschen keinen festen Vertrag bei einer Firma, sondern werden als Zeitarbeiter für kurze Projekte verliehen. Ist das Lohndrückerei oder eine Chance? Wir baten den Cheflobbyisten der Branche zum Gespräch.

Wie oft kommt es vor, dass junge Leute durch die Zeitarbeit in eine Festanstellung kommen? "Das kann man natürlich überhaupt nicht sagen. Darüber gibt es gar keine Zahlen. Aber das kommt immer mehr vor, wenn man die Unternehmen so hört."

Quelle: orange.handelsblatt.com vom 11.08.2017

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Warum Leiharbeiter länger krank sind als Festangestellte

Leiharbeiter (...) sind in der Regel männlich, relativ jung, haben oft keinen Berufsabschluss, verdienen weniger – und sie sind länger krank. Letzteres geht aus einer Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) hervor.

Konkret fehlten sie im vergangenen Jahr an durchschnittlich 20,3 Tagen. Das sind 5,6 Tage mehr als bei Arbeitnehmern in anderen Branchen (14,7 Tage). (...) Vergleicht man die Jahreswerte miteinander, so zeigt sich bei den Leiharbeitern ein deutlich stärkerer Anstieg der Fehlzeiten.

Quelle: NRZ.de vom 10.08.2017

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Die hässliche Fratze der "Sharing Economy"

Die Leiharbeit sei ein Albtraum für Beschäftigte, sie frustriere und mache krank, kommentiert Sina Fröhndrich. Außerdem sei sie keinesfalls Brücke für Langzeitarbeitslose in reguläre Beschäftigung, sondern eher eine Falle für oftmals gut Qualifizierte. Höchste Zeit, sie abzuschaffen.

Es ist traurig, dass ausgerechnet Deutschland, das Land der erfolgreichen Exporteure, sich fast eine Million Leiharbeiter leistet. Haben wir das nötig? Meine Antwort lautet: Nein.

Quelle: Deutschlandfunk.de vom 08.08.2017

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Leiharbeit legt um 4,4 Prozent zu

Die Leiharbeit hat nach Zahlen der Bundesregierung in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt. Im Dezember 2016 gab es mit 993.000 fast eine Million Leiharbeitskräfte, 4,4 Prozent mehr als 2015. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der LINKEN hervor.

Im Vergleich zu 2013 sei das ein Anstieg um 16,4 Prozent. Und seit 2003 habe sich die Zahl sogar verdreifacht. (...) Der Anteil von Leiharbeitskräften ist den Angaben zufolge in Bremen und Thüringen besonders hoch.

Quelle: neues deutschland online vom 08.08.2017

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"Die wollen arbeiten und Geld verdienen"

Immer mehr Flüchtlinge aus den acht zugangsstärksten Asylländern (...) finden einen Job als Leiharbeiter. (...) Im Dezember 2016 waren es bereits mehr als 11 300. (...) Geflüchtete hätten bei Zeitarbeitsfirmen "gute Beschäftigungsperspektiven", heißt es.

Über diese Kanäle könne auch die Suche nach einem Job außerhalb der Zeitarbeitsbranche gelingen. Das ist aber schwer (...): Es sei wichtig, sich als Leiharbeiter möglichst berufsbegleitend weiter zu qualifizieren, um nicht dauerhaft als Helfer arbeiten zu müssen.

Quelle: Süddeutsche.de vom 06.08.2017

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Klare Regeln für Leiharbeit

Arbeitnehmerüberlassung ist wegen der Konjunkturanfälligkeit und wechselnden Einsätzen oftmals mit Unsicherheiten für Arbeitnehmer verbunden. Zudem gibt es Rechtsunsicherheiten und Missbrauch (...). Daher hat der Gesetzgeber das Thema Leiharbeit im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz geregelt.

Viele Probleme der Leiharbeit haben sich in den Bereich der Werkverträge verlagert. (...) "Um zu verhindern, dass Zeitarbeit missbräuchlich über Werkverträge verlängert wird, muss eine Arbeitnehmerüberlassung künftig offen gelegt werden", betont Maren Letterhaus.

Quelle: RP online vom 05.08.2017

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Mehr als 10 000 Leiharbeiter in Mecklenburg-Vorpommern

Mehr als 10 000 Beschäftigte arbeiten in Mecklenburg-Vorpommern als Leiharbeitnehmer. Seit 2010 bewegt sich ihre Zahl zwischen 10 000 und 10 800 (...). Am Stichtag 30. Juni 2016 waren es 10 117. Das waren 2,2 Prozent weniger als Jahr davor.

Die Landesregierung lehnt Leiharbeit nicht rundweg ab, wie aus der Antwort hervorgeht. Sie biete in gewissem Umfang einen Zugang für Arbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt (...). Den Missbrauch von Leiharbeit für Lohn- und Sozialdumping lehne die Landesregierung ab.

Quelle: Welt online vom 04.08.2017

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Leiharbeit als Chance für Flüchtlinge?

Ausgerechnet die Leiharbeit (...) hat bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt eine Hauptrolle übernommen. (...) Etwa jeder fünfte Flüchtling, der eine Arbeit aufnimmt, ist laut Bundesagentur für Arbeit bei einem Leiharbeitsbetrieb unter Vertrag.

In einer noch unveröffentlichten DGB-Analyse zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt (...) heißt es: „Finden Flüchtlinge verstärkt in Leiharbeit eine Beschäftigung, birgt dies die Gefahr, dass sie nicht aus prekären Beschäftigungen herauskommen.“ Das könne auf Ausbeutung hinauslaufen.

Quelle: Südwest Presse online vom 02.08.2017

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Leiharbeits-Verbot für Flüchtlinge wurde 2015 gelockert

Lange führte die Leiharbeit ein Schattendasein, im Zuge von Gerhard Schröders Reformagenda 2010 wurde sie schließlich gestärkt. Die Zahl der Leiharbeitnehmer stieg seitdem deutlich an, auf nunmehr rund eine Million.

Der früher verbotene Einsatz von Flüchtlingen in der Leiharbeit wurde im Oktober 2015 gelockert. Fachkräfte können seither nach drei Monaten in der Branche tätig werden, in den meisten Regionen gilt dies inzwischen auch für ungelernte Flüchtlinge.

Quelle: Südwest Presse online vom 02.08.2017

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Ohne Leiharbeiter läuft nichts mehr

Leiharbeit ist in der Industrie üblich. Wegen schlechter Bezahlung und der ständigen Unsicherheit hat sie aber keinen guten Ruf. Jetzt gibt es diese Beschäftigungsform auch in der Pflege. Dort liegt die Leiharbeit zunehmend im Trend.

Nach Angaben des Direktors der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, Helge Engelke, sind die Kliniken mittlerweile in der Pflege auf Leiharbeiter angewiesen (...), um die Rund-um-die-Uhr-Versorgung im Krankenhaus gewährleisten zu können.

Quelle: SWR.de vom 01.08.2017

 

2] WEITERE BERICHTE

Niedriglohnsektor: Deutschland, deine Sklaven

Die deutsche Wirtschaft wächst, die Zahl der Arbeitslosen sinkt, auch die Löhne steigen - doch davon profitieren längst nicht alle: Immer mehr Menschen arbeiten in Teilzeit- und Minijobs. Wer hier arbeitet, bekommt von den Lohnsteigerungen so gut wie nichts mit.

Die Beschäftigtenquote in Deutschland hat in den letzten Jahren zwar zugenommen, gleichzeitig ist (...) der Niedriglohnsektor überdurchschnittlich gewachsen. In ihm finden sich nun vorzugsweise diejenigen wieder, die keine andere Wahl haben, als buchstäblich jede Arbeit anzunehmen.

Quelle: Deutschlandfunkkultur.de vom 28.08.2017

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Mehr Teilzeit, mehr vom Leben

Wenn sich Eltern den Haushalt teilen und beide in Teilzeit arbeiten, darf das keine finanziellen Einbußen bedeuten. Denn von der gelebten Gleichberechtigung profitieren Kinder, Mütter, Väter - und der Arbeitgeber (...), warum klappt es dann trotzdem nicht?

Doch allen Wünschen zum Trotz sieht die Realität anders aus. Den wenigsten Eltern gelingt es, das Familieneinkommen zu gleichen Teilen zu verdienen. Das sollte sich dringend ändern (...). Arbeit in Teilzeit muss deshalb einfacher und attraktiver werden.

Quelle: Süddeutsche.de vom 27.08.2017

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Befristete Jobs nur mit Grund

Die Landesbehörden in Rheinland-Pfalz sollen befristete Arbeitsverträge künftig nur noch mit einem triftigen Grund abschließen. Das Kabinett habe in dieser Frage beschlossen, (...) «sachgrundlose Befristungen» bei Arbeitsverhältnissen weitgehend auszuschließen.

In Rheinland-Pfalz liege bei knapp der Hälfte aller befristeten Arbeitsverhältnisse kein Sachgrund vor - obwohl ein befristeter Arbeitsvertrag immer auch die Unterzeichnung eines Mietvertrags oder eine Kreditaufnahme erschwere.

Quelle: Welt online vom 25.08.2017

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Billig-Spediteure hebeln den Mindestlohn auch in Südbaden aus

Auch im Transportwesen gilt der Mindestlohn von aktuell 8,84 Euro. Doch osteuropäische Konkurrenz macht den südbadischen Logistikern auf unfaire Weise das Leben schwer.

Ob ausländische Transporteure den Mindestlohn zahlen, ist aber schwer bis gar nicht nachvollziehbar. Die Folge: Südbadische Speditionen müssen hilflos zuschauen, wie sie von der Billigkonkurrenz links und rechts überholt werden. Der Zoll hat zu wenig Personal, um effektiv zu überwachen.

Quelle: Badische Zeitung online vom 25.08.2017

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Arbeit im Callcenter schadet Bewerbern mehr als Arbeitslosigkeit

Häufige Jobwechsel und Arbeiten etwa in einem Callcenter machen sich im Lebenslauf schlechter als Arbeitslosigkeit: Zu diesem Schluss kommen Soziologen der Universität Basel.

Arbeitslose zu befristeten oder ausbildungsfremden Beschäftigungen zu drängen, um sie möglichst rasch in die Arbeitswelt zurückzubringen, kann demnach sogar schaden: Die Forscher warnen davor, dass solche Beschäftigungen für die Betroffenen zu «beruflichen Sackgassen» werden könnten.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung online vom 24.08.2017

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Niedriglohngruppen verlieren den Anschluss

Die Wirtschaft wächst. Doch vom stärksten Aufschwung seit Jahrzehnten verlieren die unteren Lohngruppen den Anschluss. Warum ist das so? (...) Das Problem deutete Verdi-Chef Frank Bsirske an: Ihm fehlt es an Macht.

Schon der 2015 mit auf Betreiben von Bsirske eingeführte Mindestlohn war das Eingeständnis, dass es zumindest manchen Gewerkschaften immer schwerer fällt, ganze Branchen zu organisieren.

Quelle: Südwest Presse online vom 24.08.2017

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Niedriglohn verdirbt die Rente

»Ein Großteil der neuen Altersrentner ist von Armut gefährdet«, sagt Susanne Wiedemeyer, Landeschefin des DGB in Sachsen-Anhalt. (...) Dass Rentner zunehmend mit niedrigeren Renten und nicht selten auch mit Armut rechnen müssen, hat mehrere Gründe, darunter niedrige Löhne.

So erhalte jeder dritte Beschäftigte nur den Mindestlohn. Nahezu ein Viertel der Werktätigen arbeitet zudem Teilzeit. Auch wiederholte Brüche in den Erwerbsbiografien und die Absenkung des Rentenniveaus spielten eine Rolle.

Quelle: neues deutschland online vom 24.08.2017

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Zeitungszusteller kämpfen um den Mindestlohn

Vor rund zwei Jahren wurde bundesweit der Mindestlohn eingeführt. Die Politik sorgte damals für einen Sonderweg bei den Zustellern: Der Mindestlohn wurde gestaffelt. 2015 starteten die Zeitungsausträger also nicht mit 8,50 Euro, sondern mit 6,38 Euro pro Stunde.

Inzwischen soll allerdings auch Resi Hinken 8,50 Euro die Stunde verdienen. Aber das bekomme sie nicht. "Ich brauche morgens eine Stunde und fünfzehn Minuten. Aber die "Grafschafter Nachrichten" bezahlen nur 50 Minuten." (...) Die sogenannte Sollzeit sei nicht ausreichend.

Quelle: NDR.de vom 23.08.2017

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Niedersachsen: Jeder fünfte ist ein Minijobber

In Niedersachsen ist fast jeder fünfte Beschäftigte in einem Minijob geringfügig beschäftigt - das sind elf Prozent mehr als vor zehn Jahren. Nach den neuesten Zahlen waren 2016 rund 765.000 Menschen Minijobber.

Mit einem Anteil von 22,6 Prozent der Arbeitnehmer liegt Niedersachsen nur knapp unter dem bundesweiten Anteil von 23 Prozent. Die meisten Minijobber (61 Prozent) sind Frauen. Auffallend ist, dass immer mehr Ältere in Minijobs arbeiten

Quelle: neues deutschland online vom 23.08.2017

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"Deutschland hat ein Lohnproblem"

Obwohl die Löhne in Deutschland zuletzt insgesamt stiegen, kommt das Wirtschaftswachstum nicht bei allen an. Wer ein niedriges Einkommen hat, profitiert kaum von der guten Gesamtlage.

(...) interne Papiere zeigen, dass das Bundeswirtschaftsministerium von Brigitte Zypries befürchtet, dass die Einkommensschere immer größer wird. Die Lohnungleichheit verharre auf einem historisch hohen Niveau, heißt es in einem Faktenblatt des Ministeriums. (...) "Deutschland hat (nach wie vor) ein Lohnproblem", heißt es in dem Papier weiter.

Quelle: Süddeutsche.de vom 22.08.2017

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Brandenburger Einkommen steigen langsam

Die Einkommen in Brandenburg steigen trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs in den vergangenen Jahren nur langsam auf bundesdeutsches Niveau. Dabei gibt es zwischen den einzelnen Landkreisen große Unterschiede.

Auch beim Anteil der Geringverdiener liegt Brandenburg in Ostdeutschland vorn. Jeder dritte Beschäftigte verdient weniger als 2000 Euro. (...) Bundesweit gilt jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte als Geringverdiener.

Quelle: Berliner Morgenpost online vom 22.08.2017

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Mehrheit ist für den Mindestlohn

Zweieinhalb Jahre nach Einführung des gesetzlichen Mindestlohns ist die Zustimmung weiterhin hoch. Eine mit 85 Prozent sehr große Mehrheit der Deutschen hält den Mindestlohn für richtig.

Auch 83 Prozent der Anhänger von CDU/CSU finden den gesetzlichen Mindestlohn richtig. Und selbst unter den Anhängern der FDP unterstützen inzwischen 82 Prozent die gesetzliche Lohnuntergrenze – ein Plus von 19 Prozentpunkten im Vergleich zu 2015.

Quelle: WAZ online vom 22.08.2017

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7 Mythen über den Arbeitsmarkt

Am deutschen Arbeitsmarkt scheiden sich die Geister. Für die einen ist die Lage trist. Ja, es gebe zwar neue Arbeitsplätze, heißt es dann, viele der neuen Jobs seien aber prekär. Menschen müssten sich auf befristete Verträge, Teilzeitarbeit und Minijobs einlassen.

Dagegen stehen die Zahlen, die jeden Monat aus Nürnberg verbreitet werden (...). Irgendwie passen Zahlen und Stimmung nicht zusammen. Oder vielleicht doch? Capital erklärt, was an den Klagen über das deutsche Jobwunder stimmt und was nicht.

Quelle: Capital online vom 21.08.2017

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Arbeitsministerin will bürokratischen Aufwand beim Mindestlohn 'entschärfen'

Ziel der Bayerischen Staatsregierung ist es, die hervorragende Arbeitsmarktlage mit guten Rahmenbedingungen nachhaltig zu sichern. Nach wie vor jedoch belasten die bürokratischen Anforderungen der Mindestlohnregelungen die Wirtschaft erheblich.

Hauptforderungen sind unverändert die Abschaffung bzw. die Reduzierung der Dokumentationspflichten, die Streichung der Auftraggeberhaftung sowie praxisgerechte Regelungen für Zeitungszusteller. In weiteren Bereichen gibt es zudem Klarstellungsbedarf.

Quelle: Wochenblatt.de vom 20.08.2017

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Minijobs - Fluch oder Segen?

Beim Minijob gilt: brutto wie netto. Bis zur Grenze von 450 Euro bleibt das Einkommen für den Arbeitnehmer steuerfrei. Besonders für Studenten, Schüler und Rentner sei das eine gute Möglichkeit, die finanzielle Situation zu verbessern.

Doch man müsse auch aufpassen: "Mit einem Minijob hat man keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld und auch für die Rente ist er sehr schlecht", erklärt Nicole Krank. Zudem sei ein Minijob nicht unbedingt ein Sprungbrett.

Quelle: inFranken.de vom 19.08.2017

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Gewerkschaften fordern den Staat, die Tarifflucht zu beenden

Im Forderungskatalog des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) an die künftige Bundesregierung steht ganz oben das Verlangen, den Gewerkschaften zu helfen bei der Durchsetzung von Tarifverträgen.

Nicht einmal mehr jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland (45 Prozent) wird laut Statistischem Bundesamt noch nach Tarif bezahlt. (...) In den 80er- und 70er-Jahren vor der Jahrtausendwende lag die Tarifbindung gar bei 70 Prozent.

Quelle: Badische Zeitung online vom 19.08.2017

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Jobs von Berufsanfängern oft befristet

Viele junge Menschen bekommen nur einen befristeten Job. Die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (...) sagt: Einer von 4 Berufsanfängern im Saarland wird zuerst nur für eine bestimmte Zeit eingestellt, zum Beispiel für ein Jahr.

Im Saarland haben im Moment rund 17-tausend Menschen zwischen 20 und 30 Jahren nur einen befristeten Job. Besonders viele von ihnen arbeiten als Gebäudereiniger oder in einem Büro. Junge Menschen mit einem befristeten Job finden nicht so leicht eine Wohnung.

Quelle: SR.de vom 17.08.2017

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Niedriglohn nimmt trotz Mindestlohn kaum ab

Der Mindestlohn hat nur geringe Auswirkungen auf die Niedriglohnbeschäftigung: Seit 2014 ist sie lediglich um 0,1 Prozentpunkte auf 22,6 Prozent zurückgegangen. Ursachen könnten die Niedriglohnschwelle und die abnehmenden Tarifbindung sein.

Wie Dr. Thorsten Kalina und Dr. Claudia Weinkopf in der Untersuchung feststellen, arbeiten für einen Niedriglohn weiterhin überdurchschnittlich häufig gering Qualifizierte, Jüngere, Frauen, befristet Beschäftigte, Ausländer und Minijobber.

Quelle: WAZ online vom 16.08.2017

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Staat subventioniert Niedrigeinkommen jährlich mit Milliarden Euro

2016 erhielten Erwerbstätige vom Staat Hartz-IV-Leistungen in Höhe von 10,78 Milliarden Euro. Die Zahlungen an Hartz-IV-Aufstocker sind gegenüber dem Vorjahr somit um rund 250 Millionen Euro gestiegen, wie aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen.

Der Anstieg der Zahlungen an Aufstocker lässt sich nicht allein mit den Erhöhungen der Hartz-IV-Sätze erklären. So erhielten Aufstocker-Haushalte in 2016 durchschnittlich (...) 49 Euro mehr als im Vorjahr. Seit 2015 wurde der monatliche Hartz-IV-Regelsatz jährlich jedoch nur um jeweils fünf Euro angehoben.

Quelle: O-Ton-Arbeitsmarkt.de vom 16.08.2017

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Mindestlohn hat untere Tarifgehälter angehoben

Der 2015 eingeführte gesetzliche Mindestlohn hat vor allem in typischen Niedriglohnbranchen gewirkt. Die damalige gesetzliche Untergrenze von 8,50 Euro hat nach einer Aufstellung des Statistischen Bundesamtes bis Juni 2017 beispielsweise dazu geführt, dass die Gehälter in den unteren Tarifgruppen des Gastgewerbes deutlich angestiegen sind.

Ohnehin ist die Spreizung der Tariflöhne in den Niedriglohnbranchen geringer als anderswo. (...) In Niedriglohnbranchen beträgt der Faktor im Schnitt nur das 2,4-Fache, in der Gesamtwirtschaft das Dreifache.

Quelle: Süddeutsche.de vom 16.08.2017

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Mindestlohn bringt Sachsen mehr Vor- als Nachteile

Sachsen ist besonders stark von den Auswirkungen des Mindestlohns betroffen - und die sind überwiegend positiv. Das zumindest besagt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Wie eine Studie zeigt, sind mit der Einführung keine Arbeitsplätze vernichtet worden. „Für die Beschäftigten gab es reale Lohnzuwächse. Die Unternehmen reagierten mit geringfügigen Preiserhöhungen sowie mehr sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung statt Mini-Jobs.“

Quelle: Leipziger Volkszeitung online vom 15.08.2017

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Leitartikel: Befristung nicht nötig

Und nach der Ausbildung? Jeder Fünfte, der eine Stelle in Thüringen erhält, muss mit einer Befristung und meist mit weniger Geld als anderswo auskommen. (...) Doch mit der oftmals gar nicht nötigen Befristung machen sich die Unternehmen das Leben selbst schwer.

Unternehmen müssen sich fragen lassen, warum sie bei Berufseinsteigern überhaupt auf eine Befristung über die Probezeit hinaus setzen. Natürlich will man erst schauen, ob der neue Mitarbeiter geeignet ist oder nicht. Dies ist aber auch bei unbefristeten Verträgen möglich.

Quelle: Thüringische Landeszeitung online vom 15.08.2017

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Berufseinsteiger oft nur befristet angestellt

Berufseinsteiger sind in Berlin besonders oft von Befristungen betroffen. 63 000 Beschäftigte unter 30 Jahren haben ein zeitlich begrenztes Arbeitsverhältnis. Das ist jeder Vierte in der Altersklasse – Auszubildende nicht mitgerechnet.

Laut Statistischem Bundesamt verdienten zuletzt 23 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten in Befristung weniger als 1100 Euro netto im Monat. Nach Angaben der IG BAU sind Befristungen in Branchen wie der Gebäudereinigung, aber auch in der Verwaltung besonders stark verbreitet.

Quelle: Tagesspiegel online vom 14.08.2017

Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Göttinger Institut für Regionalforschung. Unter www.miese-jobs.de betreibt er ein Informationsportal zu atypischen und prekären Beschäftigungsformen.

URL: https://www.blickpunkt-wiso.de/post/miese-jobsde-nachrichtenueberblick-152017--2084.html   |   Gedruckt am: 20.04.2024